Unterrichtsminiatur. Eins.

Geschichtestunde, 3. Klasse Gymnasium. Auf dem Plan: Spanischer Erbfolgekrieg. Wenig sexy, besonders für 13-Jährige. Zugegeben.

Als das Lehrbuch nach Eingangsworten seitens des Lehrers aufgeschlagen wurde, erkennt die Klasse, dass besagter Krieg in einem Kästchen – 12 Zeilen zu je 5 bis 6 Worten – abgehandelt wird. Daneben eine comicartige Illustration. Habsburgerlinie ist dort ausgestorben. Nachfolgestreit. Irgendsoein Anjou wird neuer spanischer König, die Habsburger bekommen die spanischen Niederlande, Mailand und Neapel. Fertig, aus.

Nach 45 Sekunden des gespannten Wartens Schülerin mit Fragezeichen im Gesicht: Und warum machen wir das jetzt? Das ist ja überhaupt für nix! Ha – da ist sie also, die gewünschte Kompetenz!

Ja, genau! Da wollen wir also hin: spanisches Erbdings in ein 5 mal 7cm-Kasterl gezwängt.  Und dazu die Kompetenz zu erkennen, dass man das bei der Füllung dieses Lehrbuches besser gleich hätte lassen können. Habsburgerheinis in Spanien und die europäischen Interessen und dieser ganze Wissenskrampf. Kompetenzentleert. Für nix. Nicht verwert- und anwendbar auf den ersten Blick. Nur als stumpfes Wissen verkauft.

Mistkübel der Geschichtsvermittlung. Und stolz auf die kompetente Schülerin, die das erkannt hat.

Lehren kann manchmal so einfach sein.

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