Schtzngrmm

Das ist nun wirklich unpackbarer Scheißdreck, den der Standard mittels Klaus Taschwer rosarot unterlegt verbreitet. Einen Stellungskrieg heraufbeschwörend, den es derart ideologisch radikalisiert gar nicht gibt. Zu weit gediehen die Reformen, verkrampft oder nicht, zu eindeutig die Evaluierungen und Faktenlagen. Initiativen dort und da.

Aber bei ihm, Taschwer, die Radikalisierung zur Pose erhoben.

Vorneweg: eine Bildungs- und Schulreform ist zweifellos vonnöten; die von Schmied und damaliger Regierungsriege aufgebrochene Baustelle gehört bearbeitet und einer Differenziertheit, Vielfältigkeit, Vergleichbarkeit, Durchlässigkeit und Chancen- bzw. Ressourcengleichheit bzw. -adaptierung zugeführt, wo es diese noch nicht gibt. Keine Frage, da bin ich dabei. Geld her, Ressourcen her, Verkrustetes aufbrechen.

Was Taschwer aber abliefert, ist ideologischer Grabenkampf a la Schützengräben an der Isonzo-Front. Rückwärtsgewandt, verbrämt und Scheuklappen ohne Ende. Studentischer Ho-Ruck-Marxismus. Vermeintlich intellektuell unterbutterte Ideologie, Hammer und Sichel, Flyer vor der Uni und so. Vorgeschoben plattes, schnödes historisches Wissen.

Am 22. März versucht sich derart also dieser Taschwer in der Zeitung für Leser als Gesamtschulbefürworter und bedient sich hierbei abstrusester Vorgehensweise. Schützengraben und so. Siehe oben. Und entlarvt sich und sein Blatt hiermit als im intellektuellen Tiefflug befindlich.

Kern der ganzen Sache („Wie das Gesamtschul-Nein der ÖVP zustande kam“) – seiner Ansicht nach: Die Skepsis und Ablehnung der Volkspartei gegenüber einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen fuße auf den Machenschaften und dem Einfluss eines Richard Meister, einer für ihn mächtigen Figur der Pädagogik aus den dunkeln Zeiten autoritärer, Menschen verachtender Systeme. Kennt kein Schwein.

Wurscht. Weiter im Text. Hauptsache Ho-Ruck. Und gebildet daherkommend.

Dieser Richard Meister war ein Latein-Lehrer, der zu universitären Diensten berufen wurde und mitunter dem humanistischen Gymnasium das Wort sprach, und gilt besagtem Taschwer folglich als so was von des Teufels, frage nicht, und im gleichen Atemzug natürlich als ideologischer Urquell der Ablehnung einer Gesamtschule. Tituliert als „Vater des ÖVP-Gesamtschul-Njets“. Der Meister als der Mörtel des Gymnasiumbetons. Vater der ÖVP-Schützengräben. Groß-Meister der Verweigerer in der schwarzen Brut.

Bockmist der Sonderklasse. Aber es kommt noch besser.

Taschwer verknüpft seine Geistesleistung mit der Feststellung, Meister sei katholischer Deutschnationaler, Antisemit und Antisozialist gewesen. Und Gegner Glöckels, des Heiligen. Und fertig ist der intendierte Folgeschluss, dass ein Nein zur Gesamtschule seine Wurzeln im Deutschnationalen, im Antisemitismus und im Antisozialismus habe. Allein die semantische Verknüpfung von Anti und den Begrifflichkeiten Semitismus und Sozialismus ist eine infame Perfidie. Geistiger Hoppertatsch.

Zudem sei dieser Ober-Meister, den mit Sicherheit und Gott sei Dank keiner der ÖVP-Chefideologen kennt, auch für den Niedergang der Universität Wien verantwortlich. Ja sicher. Unbedingt.

Wahrscheinlich auch für die Bedrohung der weltweiten Panda-Population, den ausstehenden Weltfrieden und den ungenügenden Schutz der Wale. Zum Henker mit den Norwegern und den Japanern und so. Das hat Taschwer aber nicht mehr geschrieben. Wahrscheinlich zu wenig rosaroter Platz. Oder doch Ermangelung an Weitsicht.

Und wenn Taschwer dem Meister bestenfalls wissenschaftliches Mittelmaß unterstellt, mag er wohl Recht haben. Einerlei. Fix ist jedenfalls, dass dieser Taschwer nicht einmal Mittelmaß aufweist, sondern jedes noch so tief liegende Maß von Verstand leichtfüßig und mit aufrechtem Gang und einem strammen Freundschaft auf den Lippen unterschreitet.

Intellektueller Tiefflieger. Journalist im klassenkämpferischen Schtzngrmm.